Saison 2022 - Resümee

January 31, 2023

Am 3. Februar steht mit dem Dead Sea Run bereits der erste Wettbewerb dieses Jahres am Programm. Ich hatte mir vorgenommen, zumindest bis dahin meinen Bericht über die zweite Jahreshälfte 2022 fertig zu schreiben. Immerhin gibt es über die drei Monate nach dem Petra Desert Marathon einiges zu berichten.

Am 30. September nahm ich seit langem wieder an einem 10km Straßenbewerb teil, und zwar in Holon, Israel. Die Zeit mit 42:15 ist zwar ausbaufähig, für meine Ansprüche allerdings absolut zufriedenstellend und reichte immerhin für einen 2. Platz bei den Damen.

Vroni beim Startbogen
Vroni läuft

(c) Tomer Feder

Siegerehrung

Am 16. Oktober kam ein Highlight, auf das ich mich schon riesig freute: der Wolfgangseelauf, an dem ich seit 2014 bereits 4x an der Marathon-Distanz, dem sog. Salzkammergut-Marathon, teilgenommen und davon insgesamt 3x gewonnen hatte (inkl. Streckenrekord von 3:13:50). 2022 feierte diese Veranstaltung das unglaubliche 50-Jahr-Jubiläum. Wie jedes Mal, war alles top organisiert und außerdem traumhaftes Herbstwetter.

Meine letzte Teilnahme 2018 hatte ich noch in guter, allerdings schlechter Erinnerung: damals war absolut nicht mein Tag gewesen, und ich war nahe daran, nach den 12km von Bad Ischl nach St. Wolfgang ebendort aufzugeben. Ich lief zwar trotzdem weiter, hatte aber, ehrlich gesagt, wenig Freude dabei.

Diesmal war es zum Glück ganz anders - ich genoss die farbenfrohe Herbststimmung und konnte sogar den Anstieg auf den Falkenstein gleichmäßig durchlaufen. Gerade auf diesem Stück hatte ich noch lebhaft vor Augen, wie ich während der Schwangerschaft ein langes Sommerwochenende in St. Wolfgang verbracht hatte und mit Babybauch auf den bekannten Laufstrecken gewandert war. Dankbar war ich jetzt, dass ich wieder längere Distanzen laufen UND im Ziel meine Tochter in die Arme schließen konnte.

Die letzten 10k zogen sich zwar ziemlich in die Länge, aber na ja, Marathon ist Marathon! Bei einer Wahnsinns-Stimmung im Zielgelände lief ich nach 3:23:23 zum insgesamt 4. Mal als 1. Frau über die Marathon-Distanz in St. Wolfgang ein und freute mich über den Siegeskranz.

Zieleinlauf in St. Wolfgang
Mit dem Siegerkranz

Ebenfalls am 16. Oktober, allerdings erst ab 22:15 Uhr, führte jenes gewaltige Staffellauf-Projekt gerade durch Österreich, an dem ich 2 1/2 Wochen später in Israel teilnehmen sollte. Running Out of Time! war ein non-Stop Staffel Lauf über 7767km, beginnend in Glasgow in Schottland bis nach Sharm El-Sheikh in Ägypten. Siehe die Route auf: https://running-out-of-time.com/route/ Der Staffellauf wollte ein klares Zeichen setzen: in der Staffel selbst war eine Nachricht von jungen Menschen an die Entscheidungsträger der COP27, die 2022 in Sharm El-Sheikh stattfand: „What’s the message of Running Out of Time? The impact of climate change on our planet will be felt most by our youth and future generations. Their collective voice needs to be heard. Together, we aim to deliver their message, held within the relay baton, with so much support that it is impossible to ignore." - so das Zitat von der Homepage.

Ich hatte jedenfalls die große Ehre, am 2. November in Herzlyia, Israel, auf Stage 660 die Staffel in Empfang zu nehmen und gemeinsam mit einer größeren Gruppe am Meer entlang 10 km weiter ihrem Ziel entgegen weiterzutragen.

Gruppenfoto bei der Fackelübergabe
Vroni mit Fackel laufend am Meer

Das große Projekt ist übrigens geglückt, d.h. die „message ist an ihrem Ziel angekommen", in wie weit sie „wirklich" angekommen ist, ist eine andere Frage.

Bereits am nächsten Abend machten wir uns auf den Weg zum Crane Race, der Freitag Früh im Norden des Landes beim Naturreservoir Agamon Hula stattfinden sollte.

Die Stimmung kurz vor Sonnenaufgang war richtig mystisch, dicht lag der Nebel auf der Oberfläche des kleinen Sees, dazu hörte und sah man tatsächlich ganz viele Kraniche schreien und fliegen.

Siegerehrung

Ich hatte mich für die Halbmarathon-Distanz angemeldet und freute mich am Ende sehr, mit einer 1:29er Zeit unter 90min geblieben zu sein. Gesamt reichte es für den 3. Platz. Empfehlenswert ist, das Video von Shmuel Shantall, dem sog. „Running Tourguide", anzuschauen: https://youtu.be/ZRsoI27rrJQ Es ist jedens Mal bemerkenswert, wie er ganz locker selbst an den Läufen in Israel teilnimmt, dabei seine Videos dreht und keuchende Läufer interviewt ;-)

Vroni vor dem Start

Zwei Läufe hatte ich noch im Kalender fixiert: einen hügeligen Straßenhalbmarathon in Modiin und als Saison-Abschluss den Eilat Desert Marathon. An ersterem werde ich, obwohl ich gewonnen habe, so schnell nicht mehr teilnehmen. Es war wirklich ein sehr chaotisches Rennen und mit viel Ärger verbunden. Während wir in den Tagen davor schönes, wares Spätsommer-Wetter genossen, machten wir uns am Renntag bei schwerem Gewitter und Starkregen um Halb 4 Morgen auf den Weg zu Start. Als wir zum Startgelände kamen, war es stockdunkel und regnete noch immer. Blöderweise hatte uns das Navi quasi von der Hinterseite zum Start geleitet, dort war allerdings auch der Parkplatz von einem Supermarkt und die Streckenposten sagten uns, wir könnten hier überall parken. Markus blieb mit unserem noch schlafenden Kind im Auto, während ich versuchte, meine Startnummer zu holen. Doch keiner der geschätzten 20 „Helfer", die ich traf, konnte mir vernünftig Auskunft geben, wo, und andere Läufer sah ich zunächst auch kaum. Schließlich fand ich die Ausgabe noch rechtzeitig, ziemlich versteckt im Dunkeln einer kleinen Parkanlage. Meine Startnummer wusste ich nicht, und nein, sie hatten keine Liste, ich müsse schon selber nachschauen. Die Regentropfen am Handy machten das Suchen nicht einfacher, und unter das Zelt durfte ich mich ja nicht stellen.

Schließlich fuktionierte es und ich konnte mit dem Startersackerl zurück zum Auto laufen. Hier verbrachte ich die letzten 15 min. bis zum angesagten Startschuss; zwar war ich schon nass, aber drinnen war es immerhin etwas wärmer. Dann machte ich mich - zugegeben nicht übermotiviert - zu den anderen Läufern in den Regen an die Startlinie. Wir warteten und warteten, dann war es schon nach 6:30 Uhr, der angekündigten Startzeit. Murren ging durch die bibbernde Läufergruppe: „Kadima, kadima…", was so viel heißt, wie „Gemma, gemma!!" Dann verkündete plötzlich ein Herr auf Hebräisch: „Wir starten in 10 Minuten!" Ein weiteres, empörtes Murren ging durch die Läufergruppe. Die einen begannen zu laufen, um nicht noch mehr auszukühlen, die anderen zwängten sich unter das kleine Dach der Bushaltestelle, andere warteten frustriert weiter im Regen. Ich lief zurück zum Auto und setzte mich nochmal kurz zu meiner überraschten Familie. Dann wollte ich den Start aber auch nicht verpassen und lief wieder zurück. Schließlich ging es tatsächlich los und bald hörte es sogar auf zu regnen. Ich konnte mich nach 5km bei den Damen in Führung setzen und hielt diesen Platz bis zum Schluss.

Zieleinlauf

Die Siegerehrung war dann ebenfalls sehr chaotisch. Die Glastrophäen wurden gerade erst ausgepackt, dann rief ein selbst unmotivierter Moderator ohne Mikrofon Namen aus. Mitten drinnen fiel ihnen auf, dass sie die Siegertreppchen vergessen hatten und brachten sie auf die Tribüne. Zufällig bekam ich es mit, dass ich aufgerufen wurde. Da die zweitplatzierte Dame deutlich frustiert war, dass sie nicht ganz oben am Treppchen stand, wollte sie sich und uns nicht mal Zeit für ein Gruppen-Foto lassen, sondern eilte gleich wieder vom Podium herunter. Wir machten dann noch eines alleine:

Vroni mit Pokal

Dann spazierten wir zurück zum Auto, außerdem begann es schon wieder zu regnen. Hier fing der Ärger erst richtig an. Obwohl uns die Helfer angewiesen hatte, wir könnten ja überall parken, war nun tatsächlich noch für eine weiter Stunde abgesperrt, da unsere Ausfahrt direkt über die Laufstrecke führte, wo noch die Kinderläufe in vollem Gange waren.

So mussten wir noch einige Zeit im Auto verbringen, aber nach Modiin komme ich so schnell nicht mehr.

Zum Eilat Desert Marathon dafür ganz bestimmt! Es war nach dem Marathon in Petra mein zweiter Wüstenmarathon und gemeinsam mit dem Salzkammergut Marathon der dritte Marathon 2022. In den Tagen davor fühlte ich mich allerdings weder wohl noch motiviert; mein Magen machte mir zu schaffen, Laufen war sehr unangenehm und teilweise sogar schmerzhaft. Am Renntag selbst brachte ich nur einen Kaffee und ein Stück Cantuccini hinunter - genug für einen Marathon?!? Normalerweise hatte ich kein Problem, zeitig zu frühstücken. Zur Sicherheit packte ich mir diesmal mehr Verpflegung als üblich ein.

Vor dem Start

Beim Start wehte sogar ein angenehmer Wind vom Meer. Obwohl ich langsam startete, lag ich von Anfang bis zum Ende bei den Frauen in Führung. Mein Bauch war zwar immer noch nicht in Ordnung, aber es war ertragbar. Ich motivierte mich auch bald, einen ersten Bissen meines Riegels zu nehmen, um nicht plötzlich von einem Hungerarst überrascht zu werden.

Die Strecke selbst war wirklich toll! Wüste pur, so gut wie kein Asphalt, hügelig und abwechslungsreich. Labestationen mit Getränken gab es auch alle 3km. Am schwierigsten zu laufen waren km 28-30: zwei schnugerarde und endlos scheinende Kilometer. Wie eine Fata Morgana tauchte in der Mitte eine Labestation auf. Denn rasch mit den ersten Sonnenstrahlen war es deutlich wärmer geworden und die Schattenplätze immer rarer.

Ich hatte erfreulicher Weise überhaupt keinen Einbruch, lief gleichmäßig mein Tempo und freute mich sehr, als erste Frau ins Ziel zu kommen, obwohl ich in den Tagen davor unsicher war, ob es überhaupt Sinn machte zu starten.

Rückblickend auf das Jahr 2022 bin ich wirklich sehr zufrieden. Das „Come back" nach der Schwangerschaftspause, nicht nur bei Wettkämpfen, sondern überhaupt in einen Trainingsrhythmus, ist nicht einfach und oftmals frustierend. Ich kann aber jeder Frau und jungen Mama nur Mut zusprechen, dranzubleiben, aber sich, ihrem Körper und ihrem Kind gleichzeitig genug Zeit zu geben - dann wird es auch funktionieren, die Freude und Leichtigkeit am Laufen wiederzugewinnen!

https://www.holonrun.co.il/

http://www.wolfgangseelauf.at/

https://running-out-of-time.com/

https://www.marathonisrael.co.il/

https://modiinrun.co.il/