Istria100 - Mein erster Ultra seit 2 Jahren

April 18, 2025

Als der Istria100 vor einem Jahr stattfand, verfolgte ich das Rennen auf den social media Kanälen noch mit einem großen Kugelbauch mit. Ich war damals in den letzten Wochen vor dem Geburtstermin unseres zweiten Kindes. Obwohl mir in der Schwangerschaft das Wettkampf-Laufen nicht abging, dachte ich mir damals: „2025 möchte ich bei diesem Lauf dabei sein!" und der Bewerb über 69km/2400hm war auch der erste, für den ich mich nach der Schwangerschaft anmeldete.

So schnell vergeht ein Jahr und ich stehe an der Startlinie meines ersten Ultra-Bewerbes seit zwei Jahren. Mir stehen Tränen in den Augen - nicht aus Angst, sondern aus Dankbarkeit. Ich bin unglaublich dankbar für meine Familie, dankbar, Mama-Sein zu dürfen, dankbar laufen zu können.

Das Trainieren nach Schwangerschaft und Geburt ist ein mühsamer Weg, mal geht es voran, dann gibt es wieder Rückschläge und oft hat man zu sehr das Bild von sich „von früher" vor Augen. Mittlerweile sehe ich es nicht mehr als „Come back", denn ich werde nie wie früher laufen oder trainieren. Ich bin jetzt Mutter und vieles hat sich dadurch verändert, aber auch relativiert. Das Bedürfnis zu laufen sowie die Motivation neue Ziele zu erreichen und dafür auch zu trainieren, ist nach wie vor ein Teil von mir. Und auf dieses konkrete Ziel, den Bewerb über 69km/2400hm, habe ich mich seit der Rückbildung kontinuierlich vorbereitet. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, denn bei einem Trail weiß man nie, was passiert, aber ich weiß, dass ich es schaffen kann. Ich freue mich auf die nächsten Stunden „Laufzeit" rein für mich und trotzdem bin ich aufgeregt. Doch ich denke an die Worte meiner Tochter, die mich am Vortag beruhigt hatte: „aber der ist ja nicht lang, der Lauf, Mama! Das schaffst du!" Diese Worte sollte ich noch oft auf der Strecke im Ohr haben.

Dann geht es gleich los! Die Stimmung am Start in Buzet ist toll, 700 Läufer sind hochmotiviert, der Großteil startet mit vollem Karacho los. Ich laufe von Anfang an in meinem Tempo. Als die erste Steigung kommt, beginne ich sukzessive zur überholen, bergab werde ich nicht viel rücküberholt und die flachen Stücke kann ich gut durchlaufen. Bei der ersten Labe fülle ich meine flasks zum Glück zur Gänze auf, denn es beginnt nun um die Mittagszeit richtig heiß zu werden. Mühsam wird es, als ich bei ~km27 auf das gesamte Starterfeld des 42km-Bewerbes auflaufe, gerade als der Platz zum Überholen sehr gering ist. Bei der zweiten Labestation in Livade nehme ich mir trotz des großen Andrangs Zeit, um ausreichend zu trinken und meine flasks wieder gut anzufüllen. Dann geht es weiter - ich fühle mich noch gut - jetzt habe ich bald die Hälfte der Strecke sowie die letzten Steigungen geschafft. Ab km45 geht es fast nur hinunter.

Nach der letzten Labestation in Buje kommen mir zum zweiten Mal Tränen in die Augen: ich sehe das Meer und weiß jetzt, ich werde es ins Ziel schaffen! Wie freue ich mich schon auf meine Familie! Vor den letzten flachen 13km habe ich aber großen Respekt. Hoffentlich werde ich nicht gehen müssen. Doch - wenn auch langsam - es gelingt: ich laufe und laufe, weiter und weiter. Im Ohr habe ich die Rufe meiner Tochter „Mama lauf! Mama lauf!" Reihenweise wechseln Läufer von Laufen auf’s Gehen, ich bleibe konstant in meinem Laufschritt. Schließlich kommen die Häuser von Umag immer näher, ich weiß, wie der letzte Kilometer verläuft. Ich sehe noch zwei Frauen vor mir und gebe richtig Gas, auch wenn ich vermute, dass sie vom 42km-Bewerb sind, aber ich bin meinen Beinen so dankbar, dass sie noch fähig für einen Schlusssprint sind. Jetzt sehe und höre ich schon Markus, meine zwei Mädls und liebe Freundin Nathalie, deren Freund bei den 42km gestartet ist.

Auf der Uferpromenade in Umag

Erst im Ziel lese ich, dass ich 4. Frau (overall 52 von 700 Startern) geworden bin und knapp unter 8h geblieben bin! Diesmal bin ich richtig zufrieden!

Es war bereits mein 5. Wettkampf dieses Jahr.

Davor bin ich gelaufen:

  1. Jänner.: Eisbärlauf 1:30:41, 6. Frau
  1. Februar.: Dead Sea Run (Halbmarathon) 1:31:38, 2. Frau
  1. März: VCM Winterlaufserie (Halbmarathon) 1:29:28, 11. Frau

  2. März: Lindkogeltrail (34k/1400hm) 2. Frau

  1. April: VCM (3:12:08)